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Nach meiner Beobachtung findet sich das Thema Innovation in der Bibel gut wieder. Schon in den Schöpfungsberichten ist von einem kreativen Gott die Rede, der nicht nur Lebewesen erfindet, sondern seine Geschöpfe zur Mitwirkung am kreativen Prozess aufruft: Gott beauftragt die Menschen damit, Namen für die verschiedenen Tierarten zu finden.

In diesem Post möchte ich überprüfen, ob es Parallelen zwischen Larry Keeleys Buch „Ten Types Of Innovation“ und der Bibel gibt.

Die Typen haben laut Keeley keine Hierarchie oder Reihenfolge. Jede Kombination kann in einer Innovation präsent sein und Innovatoren können mit jedem beliebigen Baustein zu arbeiten beginnen. Oft wird bei dem Stichwort Innovation nur oder zu schnell an das Produkt („Product Performance“) gedacht – Unternehmen interessiert sich aber dafür, womit das Geld verdient wird. Juden und Christen haben ein sehr gutes Produkt: Einen Bund mit dem biblischen (ewigen) Gott. Dabei ist unerheblich, ob vom „Alten“ Bund mit Mose bzw. Abraham oder vom „Neuen“ Bund seit Jesus von Nazareth die Rede ist – beide sind jeweils perfekt für den Menschen in der entsprechenden geschichtlichen Situation. Dennoch ist Gott so kreativ, über diese „Product Performance“ hinaus zu denken und auch die anderen Bereiche aus Keeleys Buch zu bearbeiten.

In diesem Post greife ich den Baustein

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heraus. Der neunte der „Ten Types Of Innovation“ beschreibt Innovationen, die die Marke selbst betreffen. Kunden sollen die Marke wiedererkennen und Ihre Original-Produkte denen von Mitbewerbern und Nachahmern vorziehen.

Große Marken-Innovationen destillieren ein „Versprechen“ heraus, das Kunden anzieht und die Zugehörigkeit zu einer individuellen Gruppe vermittelt. Diese Marken-Innovationen sind typischerweise das Resultat von sorgfältig angefertigten Strategien, die an den vielfältigen Berührungspunkten zwischen Unternehmen und Kunden zum tragen kommen. Dazu gehören Kommunikation, Werbung, interaktiver Service, individuelle Vertriebskanäle mit dazugehörender unverwechselbarer Umgebung und gezielte Führung von Auszubildenden und Geschäftspartnern. Eine Marken-Innovation verwandelt eine einfache Handelsware in ein hochwertiges und begehrtes Produkt. Sie fügt eine tiefere Bedeutung und Intention hinzu und steigert den Gesamtwert des Unternehmens in der Kundenwahrnehmung.

Im 2. Mose 3, 11-14 wird berichtet, wie Mose den Auftrag erhält, die Israeliten aus Ägypten herauszuführen. Mose hat gegenüber der Stimme, die zu ihm aus dem brennenden Dornbusch spricht, allerlei Einwände und Rückfragen. Eines seiner Probleme: seine Glaubwürdigkeit bei den Israeliten – wir erinnern uns: durch seine Erziehung am pharaonischen Hof hat dieser Israelit qua Abstammung das Aussehen und Auftreten eines ägyptischen Prinzen! Und so stellt er die Frage, was er dem Volk denn auf die Frage antworten solle, WER ihm, also Mose denn diesen Auftrag erteilt habe. Die Antwort ist eines der größten Mysterien der Bibel – aufgeschrieben ist nur die Buchstabenkombination YHWH. Im Laufe der Jahrhunderte und aus Ehrfurcht, das Wort überhaupt auszusprechen, ist uns das Wissen abhanden gekommen, welche Vokale bei der Notation weggelassen wurden und wie der Name letztendlich ausgesprochen wird. Die Bedeutung hingegen können wir schon nachvollziehen, wenngleich auch dies schon wieder vielschichtig mysteriös bleibt. Sicher ist, dass es sich um ein Verb handelt: „Ich bin“. Die griechische Bibel ergänzte zu „Ich bin, der ich bin“. Damit widersetzt sich dieser ewige Gott dem Einordnen in ein System der zeitgenössischen Haushaltsgötter, die Bedarf und zu einem bestimmten Zweck einfach herbeigerufen werden konnten.

Gleichzeitig sagt dies „ich bin und werde für euch da sein“. Und damit haben wir mit der Marke „YHWH“ auch ein Markenversprechen: „Ich werde für euch da sein“ – dieses Versprechen erneuert Gott im alten Testament gegenüber immer neuen Generationen. Nicht jeder Nachfolger dieses Gottes bekommt das Gleiche, sondern jeder bekommt, was er braucht. Betrachten wir Jakob, den Lügner: In seiner Begegnung mit Gott ringt er mit diesem. Eine ganz körperliche Auseinandersetzung, aus der Jakob mit einem Schlag gegen die Hüfte hervorgeht. Er geht aus diesem Ringen als Humpelnder aber dennoch gesegnt hervor. Er hat Gott als Gegner in diesem Kampf festgehalten (Zit.: „Ich lasse dich nicht; du segnest mich denn“). Für alle nachfolgenden Generationen folgt daraus: Es ist kein Problem, mit seinem Gott zu ringen (In persönlicher Auseinandersetzung und zu allen Themen des Lebens) – entscheidend ist, dabei an Gott festzuhalten.

Unser deutsches Wort „Marke“ ähnelt dem französischen Wort „marque“, was wiederum „Markierung“, aber auch „Abgrenzung“ heißt. Und ich finde, auch so lässt sich die Marke „YHWH“ gut verstehen. Abgrenzung zeigt an: „Dies ist MEINS“. Es sagt „Ich bin hier und nicht DORT“.

Moderne Markenkommunikation funktioniert gut in einem Dreiklang. Drei Begriffe in einer Kombination lassen sich gut merken und produzieren eine starke Aussage. Beispiele:

Design Ist Alles“ oder „Freude Am Fahren“ und so weiter. Und wir staunen: „Vater, Sohn und Heiliger Geist“ – ein Dreiklang! Dafür haben Markenkommunikationsexperten bis zum 20. Jahrhundert gebraucht, um damit zu arbeiten. Bei ganz vielen Entdeckungen stelle ich mir vor, dass Gott im Himmel zuschaut, beifällig über unsere späte menschliche Entdeckung nickt und zu sich sagt: „Genau so habe ich das auch immer gemacht!“

Zuletzt möchte ich noch zwei weitere Merkmale einer Markeninnovation nach Keeley an der Bibel überprüfen:

– Interaktiver Service: Auf der langen Reise durch die Wüste erhält das Volk Israel Manna als Nahrung. Nicht zur Aufbewahrung, sondern als „just in time“-Lieferung.

– gezielte Mitarbeiterführung: Dies geschieht fortlaufend. Im großen wie im kleinen Stil; für bedeutende Führer des Volkes wie für kleine Mitarbeiter.

– David: Der König muss das Gleichnis vom gestohlenen Lamm durch den Propheten erzählt bekommen, um sein eigenes Fehlverhalten einzusehen.

– Jesus erklärt seinen Jüngern einzelne Gleichnisse (Zum Beispiel das Gleichnis vom Unkraut im Weizen; Matth. 13,24)